Kalenderblatt dw.com
 
19.5.1910: Angst vor dem Halleyschen Kometen
Mit Gasmasken, Flaschen mit Atemluft, ja sogar mit Kometenpillen verdiente so mancher 1910 richtig viel Geld. Ängstliche Leute, die den Halleyschen Kometen fürchteten, rissen solchen Scharlatanen die Ware aus den Händen. Überall herrschte große Aufregung, berichtete eine damals zehnjährige Zeitzeugin: "Der Halleysche Komet, der stand im Himmel und es war Weltuntergangsstimmung. Der hatte einen riesigen Schweif und die Erde musste durch diesen Schweif durch. Da hieß es, da sind giftige Gase drin und die Haut, die wird zersetzt. Aber mein Vater sagte: Erst einmal abwarten, wenn wir sterben, dann sterben wir ja alle."

Und der Vater tat gut daran, nicht in Panik zu verfallen. Zwar musste die Erde wirklich durch den Schweif des Kometen, doch zu keiner Zeit bestand Gefahr.

Faszinierende Komentenerscheinung

Seinen Namen hat der Komet von dem britischen Astronomen Edmond Halley. Dieser hatte im 18. Jahrhundert die Bahnen von Kometen berechnet und fand heraus, dass sich eben dieser Komet auf einer Ellipse bewegt und somit ungefähr alle 75 Jahre wiederkehrt. Halley sagte voraus, wann der Komet das nächste Mal zu sehen sein würde - und als er dann wirklich am Himmel stand, erhielt er den Namen Halleyscher Komet.

30 bis 40 Kilometer ist der Durchmesser des Kometen, der einen riesengroßen Schweif hinter sich herzieht. Dieser Schweif war 1910 besonders lang, mehr als die doppelte Entfernung zwischen Sonne und Erde. Bereits im September 1909 entdecken die ersten Astronomen den Kometen wieder, aber erst im März 1910 war er mit bloßem Auge zu erkennen.

Der Vorübergang 1910 fand sehr nahe an der Sonne statt. Da Kometenerscheinungen davon abhängig sind, wie stark die Sonnenstrahlung auf den Kometen wirkt, ist bei großer Annäherung an die Sonne die Erscheinung insgesamt prächtiger, soll heißen, der Komet bekommt einen längeren Schweif, einen auffälligeren Lichtkranz und ist auch länger am Himmel.

Durch den Schweif

Am 19. Mai 1910 war der Komet am nächsten an der Sonne und war in der Morgendämmerung zu erkennen. Ein Zeitzeuge erlebte dieses Schauspiel am Himmel im Alter von 14 Jahren: "Da war eine Art Vorhang niedergegangen, wie wir es heute noch manchmal sehen - ganz schwarz, und oben war so ein kleines rosa Rändchen, das war der Teil, der noch von der Sonne angeleuchtet wurde. Über diesem Feld nun erschien zunächst dieser weißliche Fleck, und dann bildete sich auf einmal der Schweif. Wir saßen da, ganz entgeistert und schauten immer dieses Schauspiel an, und tatsächlich, der Schweif wurde nicht nur größer, sondern immer heller erleuchtet. Und auch der Kern des Kometen wurde dann sehr viel deutlicher. Also wir konnten uns kaum noch von diesem Bild losreißen."

Nach dem 19. Mai 1910 stand der Komet dann abends am Himmel und entfernte sich rasch von der Sonne. So nahm auch seine Helligkeit immer mehr ab. Ängstliche Gemüter atmeten erleichtert auf. Die Erde hatte den Schweif des Kometen passiert - und war nicht untergegangen.



Autor: Gábor Halász
   
Zitat des Tages
    
Zitat des Tages
Die Sinnenwelt erkennen wir, in der übersinnlichen Welt leben wir.
  > Johann Gottlieb Fichte
> RSS Feed
  > Hilfe
Wie oft war Heinrich VIII. verheiratet?
  Sechs Mal
  Zwei Mal
  Nie