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17.9.1988: Dopingskandal um Ben Johnson
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Auf den von der US-Amerikanerin Whitney Houston in ihrem Olympiasong "One Moment in Time" von 1988 besungenen speziellen Moment, in dem einem mehr als erwartet gelingt, hofften bei der Eröffnung der Olympischen Spiele am 17. September 1988 in Seoul noch mehrere tausend Sportler, darunter auch der kanadische Sprinter Ben Johnson. Eine Woche später, am 24. September, schienen sich Johnsons Hoffnungen zu erfüllen.

Reportage 100-Meter-Finale, Seoul, 1988: "Das ist neuer Weltrekord, das gibt es überhaupt nicht!"

Das dachten wohl damals die meisten Beobachter, die schon lange Johnsons Muskelpakete kritisch beäugt hatten. Dazu gehörte auch Johnsons härtester Konkurrent, Carl Lewis aus den USA, der auf dem zweiten Rang 13 Hundertstelsekunden hinter Johnson lag - Welten im Männersprint.

Zwei Nächte durfte Johnson davon träumen, dass ihm ein Coup für die Ewigkeit gelungen war. Doch dann kamen die Ernüchterung, das böse Erwachen und der Schock für die Leichtathletikwelt, die Olympische Familie und den Sport allgemein.

Bekanntgabe des Dopingfalls durch das IOC: "Die Urinprobe von Ben Johnson, dem Olympiasieger über 100 Meter, die am Sonnabend genommen wurde, hat Anabolika enthalten und zwar das Dopingmittel Stanozolol."

Der Skandal war perfekt. Niemals zuvor war ein Olympiasieger des Dopings überführt worden, und das dann auch noch gleich in dem Paradewettbewerb der Leichtathletik schlechthin. Die Offiziellen erkannten diesmal früh, dass sie nicht zögern durften und griffen sofort hart durch: "Die medizinische Kommission des IOC empfiehlt die folgende Sanktion: Disqualifikation des Sportlers von den Spielen der 24. Olympiade in Seoul. Natürlich wurde die Goldmedaille durch das IOC aberkannt."

Für Johnson begann damit ein praktisch unaufhaltsamer Abstieg. Zunächst leugnete er natürlich alles und stellte sich als Opfer dar, doch ein Jahr später gestand er vor einem kanadischen Untersuchungsausschuss, bereits seit 1981 gedopt zu haben. Johnson wurde nach Seoul sowohl vom Internationalen Leichtathletik Verband als auch von der kanadischen Regierung gesperrt, alle Rekorde wurden ihm aberkannt.

Im August 1990 wurde Johnson begnadigt. Der Kandier konnte nie mehr an seine in Seoul gezeigten Leistungen anknüpfen und schied beispielsweise bei den Olympischen Spielen von Barcelona im Halbfinale aus. Dass das Misstrauen nach seiner Begnadigung gerechtfertigt war, zeigte sich 1993, als Johnson erneut positiv getestet wurde. Diesmal sperrte ihn die IAAF auf Lebenszeit.

Für Kritiker war der Fall Johnson der letzte Beweis für den Untergang des Sports. Anabole Steroide wurden für Jahre zum Alptraum all jener, die für einen sauberen Sport kämpfen. Doch letztlich wurde die Affäre zum Präzedenzfall im Kampf gegen Doping. Die Verschärfung der Dopingregeln hatte revolutionären Charakter, erstmals wurde im Sport die nachträgliche Disqualifikation wegen Dopings ermöglicht. So gesehen hat Ben Johnson dann doch seinen Platz in den Annalen gefunden.

Autor: Wolfgang van Kann
   
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